The Death of Graffiti

Membran 176

Eric Winkler

Graffiti ist ein artifizielles Kommunikationssystem. Kommuniziert werden weniger geschriebene eindeutige Botschaften, als die kulturellen Identitäten der jeweiligen Akteure.

Einzelne Schriftgestaltungsvarianten werden durch ihre Verwendung innerhalb der Graffitibewegung über einen längeren Zeitraum mit identitätsstiftenden Bruchstücken aufgeladen. Alle Gestaltungselemente eines oder mehrerer Graffiti einer AutorIn oder einer Gruppe, die Legende ebendieser Person(nen) sowie die zeitliche wie geografische Umgebung verschmelzen zu einer sich artikulierenden Membran. Diese Membran ist die eigentliche Botschaft des oder der Graffiti, sie tritt in die Diskussion mit Ihrer Umwelt. Die Membran ist jedoch nicht nur von innen formbar. Als durchlässige Hülle schreiben sich ihr ebenfalls äussere Einflüsse ein. Ich würde sie als selbstreferenzielle Metaebene eines Graffiti bezeichnen.

Es ist meines Erachtens nebensächlich wie oft oder wie selten einzelne Gestaltungselemente wiederholt werden, wie leserlich oder abstrakt die Buchstaben sind, wie simpel oder kreativ das Graffiti wirkt oder ob es besonders schön oder hässlich aussieht. Individuelle Aspekte eines Graffitis ausserhalb des spezifischen Umfelds zu bewerten erscheint mir eher uninteressant. Faszinierend ist es lediglich Graffiti auf Grundlage der Membran zu entschlüsseln und zu bewerten.

Um die Graffitibewegung zu beeinflussen ist es von großer Bedeutung sich diese kommunikative Funktion zu eigen zumachen und in Form von Schriftbildern, die der Öffentlichkeit – wo und wie auch immer – präsentiert werden, eine eigene Position einzunehmen.

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